Drachenbootmeisterschaften – Wir waren dabei!

 

18 Jugendliche. Total verschwitzt. Sich gegenseitig in einem Gewirr aus wutentbrannten Beleidigungen und Kraftvollen Anfeuerungsversuchen blau-schwarze Paddel um die Ohren schlagend, während irgendein Möchtegern-Gondoliere mit 180 Puls versucht, taktische Anweisungen in den ihm ins Gesicht peitschenden Gegenwind zu brüllen.

Das ist Drachenboot fahren, oder besser gesagt der Versuch, sich in einem 7 m langem, 1,16 m breiten und 150kg schweren Boot unter lautem Geächze im Kampf um Ehre, Anerkennung und Ruhm über das Wasser zu bewegen.

Offiziell heißt das ganze dann „Offene Drachenboot-Meisterschaften der Berliner Schulen“ für das sich auch dieses Jahr wieder mehr oder weniger freiwillig Schüler gefunden haben, unsere Schule in den Booten „Unknown User“ (Schüler-Drachen), „Montidrachen“, „Flying Monties“, „Monti-Fighters“ (Alle Jugend-Drachen), sowie „Freaky Express“ und „Mixed Eleven“ (Abi-Drachen) zu vertreten.

22.06.2016 Olympiastrecke, Berlin-Grünau, Tag der Entscheidung.

08:15

Ankunft. Der Versuch des live Moderators die immer größer werdende Menge aus schlaftrunkenen Schülern und übermotivierten Betreuern über die diesjährigen Regeln aufzuklären, scheitert kläglich, da der Tontechniker anscheinend auf dem Lautstärkeregler des Mikrofons eingeschlafen ist. Unbeachtet steht er vor der großen Anzeigetafel, auf der ein billiger Willkommensgruß aufleuchtet.

08:30

Auch die grauenhaften Wortspiele wie „Wir sitzen alle in einem Boot“ helfen dem Moderator nicht die Menge zu begeistern. Alle stehen wie beim Massen-Speed-Dating in kleinen Gruppen über das Gelände verteilt, einige laufen in Richtung der ranzigen Umkleidekabinen um sich mit Badehosen und Bikinis für den Kampf auf dem Wasser zu rüsten.

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09:00

Die Mini-Drachen starten ein erstes Mal. Einige der Teilnehmer in den Teams sind dabei so klein, dass man sich wundert, wie die es überhaupt schaffen dass das Paddel das Wasser berührt. Wäre das hier ein Bobbycarrennen hätten die sicherlich beste Chancen auf einen Gesamtsieg.

09:30

Start der Schülerdrachen. Das erste Mal ist auch ein Boot unserer Schule am Start. Unter lautem Jubeln fahren es allerdings als letztes über die Ziellinie, dennoch, tapfer gekämpft!

10:00

Sergeant Fraikin ruft zur ersten Erwärmung. In Reih´ und Glied schwingen alle Mitglieder des Abi-Drachen-Heers die Arme als ob´s kein Morgen gibt. Bei gefühlten 35° C im Schatten wird Trockenrudern geübt, was merkwürdigerweise mehr an Walddorfschulen-Buchstabentanzen als an eine ernsthafte Sportübung erinnert. Unter purem Eigencharme beendet Sergeant Fraikin das ausgiebige Training und beordert alle zur letzten Teambesprechung vor dem großen, ersten Rennen der Abi-Drachen.

10:30

Die Abi-Drachen dürfen sich nun endlich auch behaupten, einziges Problem: Es gibt keine Konkurrenz, gegen die es sich zu behaupten gilt! Als einzige Teilnehmer im Rennen der Abi-Drachen startet unsere Schule in einem Boot. Damit allerdings die Mindestanzahl an Booten in einem Rennen erfüllt wird, fahren in dieser Runde noch drei Boote aus anderen Altersklassen mit, die allerdings nur für Zeiten in ihren eigenen Klassen fahren, sodass unser Boot allein auf weiter Flur um den Sieg der Abi-Drachen kämpft.

10:35

Im Rennen gegen uns selbst erreichen wir als Erste die Ziellinie. Was für ein Erfolg! Wer hätte das erwartet? Unter lautem Jubel steigen die Abi-Drachen aus den Booten.

Gerade als die Ersten vor Freude das Tischfeuerwerk auspacken wollen, kommt die Information die alles toppt: Für diese sensationelle Leistung bekommen wir sogar noch hochverdient einen Pokal … Das ist ja besser als jeder Superframstag bei Penny!

11:00

Mittagspause. Ein Duft als wäre eine Wiesenhof-Fabrik aus der Umgebung in die Luft gegangen, macht sich über dem Gelände breit. Erste schockierte Blicke in den Himmel, doch es ist kein Rauch zu sehen. Nach kurzer Zeit bemerken dann auch die Ersten dass der Geruch vom sich auf dem Gelände befindenden Grill ausgeht, auf dem Grillmeister Kevin gerade die ersten Monsterknacker ausbreitet. Einige stürzen begeistert in dessen Richtung, alle anderen wenden sich geekelt ab und suchen in ihrer von Mutti morgens gepackten Butterbrotbox nach letzten Krümeln ihres Salamibrotes.

11:15

In den Finalläufen, in denen die Gewinner der einzelnen Altersklassen untereinander, gegeneinander fahren, reicht es für kein Team unserer Schule, um aufs Treppchen zu kommen. Nachdem sich alle Tapfer durch die anstrengenden Rennen gekämpft haben, steht nun noch der Finallauf der Abi-Drachen auf dem Plan.

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11:45

Auch dieses phänomenale zweite Duell Montgolfier- gegen Montgolfier-Gymnasium, gewinnt unsere Schule, das Montgolfier-Gymnasium. Der erneute Erfolg versetzt alle Anwesenden in Euphorie, keiner kann sich mehr halten.

12:05

Die ersten bemerken, dass es wohl besser gewesen wäre, die 2,20€ Sonnencreme von Rossmann doch zu benutzen. Ein allgemeiner roter Schimmer im Spektrum von leicht rosa bis dunkelrot macht sich auf den Rücken der Anwesenden bemerkbar.

12:30

Während einige versuchen am Steg nach den sich 6m Tiefer im Wasser befindenden Schrottteilen zu tauchen startet der „Grandprix“ … und um die Frage vorweg zu nehmen … Nein, es handelt sich hierbei nicht um die frühere Version des heutigen Eurovision-Songcontest, in dem die einzelnen Schulen versuchen, das Trommelfell aller Anwesenden mit grauenhaften Coverversionen von Justin Biebers „Sorry“ zum Platzen zu bringen, sondern um einen Durchlauf, in dem aus allen Altersgruppen alle Sieger gegeneinander fahren, es startet somit jeweils ein Boot aus jeder Altersklasse.

12:40

Als verdienter Gewinner im Rennen der Abi-Altersgruppe darf auch erneut ein Boot unserer Schule antreten, jedoch lässt sich der letzte Platz in diesem Durchlauf nicht leugnen und so dürfen wir leider nicht den großen Alu-Plastik-Pokal (geschätzter Wert: 5€ bei Ebay) der Grand Prix Gewinner in die Luft stämmen.

12:55

Ehrung der Sieger am sogenannten „Siegersteg“. Jener Siegersteg ist dabei weniger ein Steg, sondern mehr eine simple Konstruktion aus Metallstangen, die lieblos in den Boden gerammt wurden. Nachdem Fotos geschossen-, Pokale übergeben- und Urkunden überreicht worden sind, bahnt sich das Ende des diesjährigen Wettbewerbs an.

13:10

Die ersten kratzen die Kurve, während andere im Döner Laden nebenan die verbrauchte Energie wieder zu sich nehmen, wobei sich der Döner Ladenbesitzer wundert, warum sein kleiner Imbiss urplötzlich von einer Horde klitschnasser Jugendlicher überrannt wird.

13:20

Während die überfüllte S-Bahn leicht schaukelnd in Richtung S-Schöneweide rollt mache ich mir Gedanken wie es wohl nächstes Jahr werden wird, bin dann aber überfordert. Nächstes Jahr wird das wohl nichts, da wird unser 12 Jahrgang sich gerade Gedanken machen wird, was man in die Bewerbung für einen Studienplatz oder die Lehre bei Penny schreiben sollte…Mal sehen… Klar ist das diese wunderbare Tradition weitergeführt werden muss und die Schule auch in den nächsten Jahren bei den Drachenbootmeisterschaften vertreten sein sollte! Will wer?

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Von M. Schneller inklusive Fotos